In diversen Facebook-Beiträgen hinterließ ich immer wieder mal ein Update zum Heilungsprozess und dem Befinden meiner Seele. 11 Wochen sind nun seit der OP auf den Tag genau vergangen. Fast 3 Monate. Und die Berge rufen so laut nach mir, dass ich mir fast die Ohren zuhalten muss. Zeit, um zu versuchen, bergauf und bergab zu gehen. Genau das tat ich am vergangenen Wochenende im Zillertal, wo wir unsere liebe Freundin Mo besuchten (und sie trotz etwas Höhenangst auf einen Klettersteig zerrten. Hat sie aber sehr gut hingekriegt). Wieder ein klitzekleiner Meilenstein. Milla hat sich auf einem sehr einfachen Klettersteig versucht und ein Gipfelkreuz angefasst. Gut, im Vergleich zu unseren sonstigen Touren war das natürlich wirklich nur ein zartes Herantasten, doch so richtig gut fand das mein Knie noch nicht, auch wenn es nicht mal 300 Höhenmeter von der Ahornbahn in Mayrhofen auf den Filzenkogel gewesen sind. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es nur vom Tun mit Augenmaß besser werden kann. Das Berggehen wird Bestandteil des wöchentlichen Trainings. Besonders bergab habe ich eine ziemliche Baustelle. Merke ich auch beim Treppensteigen.
Dass es überhaupt soweit gekommen ist, dass ich so etwas wieder in kleinen Projekten tun kann, habe ich -denke ich- ein Stück weit meiner Reha zu verdanken. Knapp 3 Wochen habe ich dort täglich meine Sport- und Koordinationseinheiten, die mir tatsächlich fühl- und sichtbare Verbesserungen bringen. Einige für mich völlig unpassende Dinge muss ich dort zwar auch über mich ergehen lassen, doch exklusiv ganztägig Zeit für meine Sehne zu haben, ist wahres Glück. Mit meiner Transidentität habe ich dort ganz im Gegensatz zum Krankenhaus überhaupt kein Problem. Ich informierte einfach über mich bevor ich dort aufschlug und erhielt ein überaus positives und motivierendes Feedback. Die Therapeuten sind alle voll nett und kümmern sich. Keine Frage ist zu doof, kein Weg zu weit. Das macht es mir noch etwas leichter noch stärker motiviert mein Tagespensum vollständig und korrekt anzupacken. Zusätzlich lässt mir die ambulante Variante reichlich Zeit, meinem sonstigen Sportprogramm weiter nachzugehen, denn so richtig ausgelastet bin ich dort natürlich nicht. Doch so passen die Dinge zusammen. Radeln, Schwimmen, Wandern/Berggehen findet zusätzlich statt. Inzwischen trete ich alle unsere Runden wieder hoch. Die anfänglichen Flachetappen mit den Rad habe ich zunehmend mit Anstiegen gewürzt. Seit dem Start der Reha bin ich 250km geradelt, seit dem Entfernen der Klammern aus der Naht bin ich knapp 60km geschwommen und knapp 60km zu Fuß gegangen. Geht. Manni hat übrigens auch Spaß bei der Reha. Besonders die Wärmepackung hat es ihm angetan. :o)
Eine Erkenntnis ist jedoch noch hinzu gekommen: Fliegen geht dieses Jahr noch nicht. Alle Ärzte und Therapeuten raten mir dringend davon ab, zu früh unkontrollierte dynamische Bewegungen auf meine Hax'n loszulassen. Also sagte ich schweren Herzens die Wiederholung des Alpinkurses in der Flugschule ab. Die wäre Ende September gestartet. Ich fühle allerdings selbst, dass es klug ist, der Sehne noch viel, viel Zeit zu geben. Mit Fliegen geht es dann eben erst nächstes Frühjahr weiter. Eine Vernunftentscheidung. Außerdem hat mein Kopf dann auch noch ein bisschen mehr Zeit, damit fertig zu werden, was wohl bei der nächsten Landung passieren wird. Diese Entscheidung ist unabhängig davon, dass wir ja weiterhin am Boden üben können. Das möchte ich nämlich sehr bald wieder aufgreifen, wenn die Wind- und Wetterverhältnisse es zulassen. Das Üben mit dem Schirm am Boden ist eine sehr gute Grundlage, um nicht wieder von vorne anfangen zu müssen, wenn die Ausbildung weitergeht. Und Spaß macht es sowieso.
Ein neues Ziel hat sich nach all den Erfahrungen und dem Gefühl, wie es meinem Bein geht, geformt: Dieses Jahr nochmal die Steigeisen ins Eis zu treten wäre schön. Das hatten wir vor zwei Jahren auch geschafft, als Astrid "Knie" hatte. Das geeignete Ziel ist noch etwas nebulös. Auf der Cima Marmotta waren wir ja jetzt schon. Ich werde drüber nachdenken. In zwei Wochen sind wir erstmal in Saalfelden. Mal schauen, was sich im Steinernen Meer ausgeht und wie es sich bis dahin anfühlt. Pläne können und müssen im Zweifel angepasst werden. Nur nichts tun ist keine Option.
Comments